Beschreibung

Die „Tausendjährige“ gehört zu den markanten alten Baumexemplaren der Stieleiche (Quercus robur) [1]. Laut Guinness-Buch der Rekorde ist sie das älteste Exemplar Ihrer Art in Europa [3][4].

Die Eiche hat ihre Hauptkrone in einem Gewittersturm 1819 verloren und hat heute noch zwei Nebenkronen. Ihre Resthöhe beträgt ca. 14 Meter, die Ausdehnung der Krone beträgt in Nord-Süd-Richtung ca. 15 Meter und in West-Ost-Richtung ca. 10 Meter [2]. Der Stamm ist durch Insektenfraß und das Zerstörungswerk des Schwefelporlings (Laetiporus sulphureus) völlig hohl [2][3], im Wurzelbereich seines Innenraumes befindet sich eine gemauerte Gruft. In ihr liegt Hans Wilhelm von Thümmel seit 1824 begraben. Daher stammen auch die anderen bekannten Namen „Grabeiche“, „Begräbniseiche“ oder auch „Thümmeleiche“. Es ist der einzige bekannte Baum Deutschlands, in dem sich eine Grabstätte befindet.

Der Stammumfang beträgt in Bodennähe ca. 12,70 Meter (Messung vom 11.06.2002) [2]. Ihr Stamm wird durch mehrere Eisenringe gehalten, um ein Auseinanderbrechen zu verhindern. Sie befindet sich auf ca. 234 Meter Höhenmetern.

Der auf alten Fotografien und Postkarten noch erkennbare starke Ast über die Straße fehlt vollständig. Dieser Verlust steht eventuell im Zusammenhang mit Straßenbauarbeiten und der Verlegung von Versorgungsleitungen auch im Wurzelbereich des Baumes.
Bereits vor mehreren Jahren wurden einige weitere Altäste stark eingekürzt.

In den vergangenen Jahrzehnten hat der Baum im Hohlraum an der Süd-West-Seite einen Adventivstamm (Jungstamm) gebildet. [2]

Seit 2009 befinden sich an der Eiche zwei Stützen und eine Seilabspannung, um ein Umfallen auf die vorbeiführende Straße zu verhindern.

Noch immer treibt die Eiche jedes Jahr neues Laub und bringt viele Eicheln hervor.

(Quellen: [1] http://www.monumentaltrees.com/de/map/weltweit/ abgerufen am 08.06.2014
[2] http://www.arboristik.de/noebdenitz.htm abgerufen am 20.05.2014

[3] http://de.wikipedia.org/wiki/Grabeiche abgerufen am 08.06.2014
[4] Artikel von Dirk Koch vom 19.05.2010 abgerufen am 22.06.2014)

Geschichte

Ursprünglich gehörte die Eiche zur Nöbdenitzer Pfarrei und stand in deren Pfarrgarten.

Bereits 1598 vermerkte der damalige Pfarrer im Kirchbuch. „Ein hohler Eichenbaum, stammet noch aus heidnischer Zeit“. Er wird wohl noch aus dem finsteren Urwald (Miriquidi) südlich der Gaue Plisni und Geraha als letzter Baum übriggeblieben sein.[1][6]

In einem Gewittersturm im Jahr 1819 verlor der Baum seine Krone und mehrere starke Äste.

„Als im Julius ein Komet am Himmel stand und die Sonne große Hitze mitteilte, so dass manche junge Menschen krank starben, wie eine ledige Weibsperson aus Thonhausen, welche auf dem Wege nach Posterstein ihr junges Leben ausgeendigt, so entstand in der Nacht des 8. Juli des Jahres bei großer Hitze ein heftiges Gewitter mit gewaltigem Sturm, der nicht nur in dem Pfarrgarten, im Pfarrholze und in den herrschaftlichen Waldungen Verwüstungen hinterließ, sondern der auch der am Pfarrgebäude stehenden ‚Alten Eiche‘ die Krone abbrach (wurde noch aus dem Heidentum herreichend und von den heidnischen Vorfahren honoriert). Da durch die aber hohl Gewordene Schaden zu befürchten war, wurde diese an den meistbietenden verkauft und deshalb vom Geheimen Rat von Thümmel in Besitz genommen“ [2]

Chronik von Nöbdenitz, 1. Teil von 1143 bis 1897, Marlis Geidner-Girod

Manche erzählen aber auch, dass der damalige Pfarrer im Glauben die Eiche sei nach dem Abbruch der Krone nichts mehr Wert, sie als Brennholz an einen Bauern verkauft habe und Hans-Wilhelm Thümmel diese dann von dem Bauern abkaufte.

Hintergrund seines Wunsches sich in der ‚Alten Eiche‘ begraben zu lassen, sollen Streitigkeiten mit seiner Ehefrau Charlotte von Rothkirch-Trach (Besitzerin der Rittergüter Nöbdenitz und Untschen) gewesen sein. Hans Wilheln von Thümmel legte in Altenburg einen wunderschönen Gartenpark an. In Nöbdenitz und Untschen entstanden ebenfalls Parkanlagen, die alle viel Geld kosteten. Dadurch kam es manchmal zu Auseinandersetzungen. Bei einem solchen Ehestreit soll ihm seine Frau gesagt haben, ihm gehöre in Nöbdenitz nicht einmal so viel Land, als er zu einer Grabstätte brauche. [1]

Grab und Gruft

„1824 am 1. März starb in Altenburg der Geheimrat von Thümmel. Er wurde in der noch von ihm gekauften alten Pfarreiche auf Bewilligung der Herzoglichen Regierung in einer dazu ausgemauerten Gruft beigesetzt. Er wurde 80 Jahre alt und starb an Altersschwäche (geboren am 17. Februar 1744). Man sprach von dem Grab unter der Eiche. Der Eintrag im Kirchenbuch lautete: ‚Gestorben den 1. März früh 1 Uhr‘. Beigesetzt unter der von dem seligen Herrn Geheimrat erkauften Pfarreiche, auf Bewilligung der herzoglichen Regierung in einer dazu ausgemauerten Gruft, vermauert, wieder der Besorgnis einer gefährlichen Ausdünstung des toten Körpers mit einer Rede.“ [2]

Chronik von Nöbdenitz, 1. Teil von 1143 bis 1897, Marlis Geidner-Girod

Über die Abdeckung der Gruft wurde eine 30 cm starke Löschkalkschicht aufgebracht, „wegen der gefährlichen Ausdünstungen des Leichnams so nahe am Fahrweg“. Der Hohlraum im Inneren des Baumes war mit einer Bank ausgestattet und wurde als Andachtsort benutzt. Eine eiserne Gittertüre verschloss die Begräbnisstätte und ein Lattenzaun mit Sandsteinsäulen umfriedete den uralten Baumriesen. Man erzählte sich im Dorf lange Zeit seltsame Dinge, der Tote würde auf einem Stuhl eingemauert sitzen, ja, man zweifelte sogar an dem Toten in der Eiche. [1]

So begeisterte Ernst Bräunlich, langjähriger Lehrer an unserer Schule und heute noch im hohen Alter ein äußerst rühriger Heimatforscher, seine Schüler, endlich das Geheimnis des Baumes zu erkunden. Am 08. April 1959 entfernten sie den Mulm und die Erde, fanden die Kalkschicht und stießen rasch auf die drei Natursteinplatten. Als die restliche Erde entfernt war, zeigte sich ein Spalt. Mit einer Taschenlampe wurde das Innere der Gruft, ausgeleuchtet und sie erblickten die sterblichen Überreste, das Skelett des Ministers. Er liegt also noch friedlich ausgestreckt auf der „Moosbank“, dem Unterteil des Sarges, mit dem Kopf in südliche Richtung. Die gemauerte Gruft war mit Kalkputz ausgeworfen. Der Hohlraum im Stamm der Eiche, dessen Ritzen mit Moos ab­gedichtet wurden, war als eine Art Andachtsraum ausgestaltet. Auf einer Sitzbank aus einem hohlen Weidenstamm konnte man des Toten gedenken. Eine Holzkonsole mit einer defekten Vase und metallische Reste von Kranzschleifen belegten das genauso wie eine kleine vergitterte Öffnung zur Straße hin. [1][3][4]

Skizze von Thümmels Gruft unter der 1000jährigen Eiche (von Ernst Bräunlich)
Foto: Museum Burg Posterstein

Der Zugang zur Eiche wurde damals bis auf eine kleine Schlupföffnung vermauert und mit einer Eisengittertür verschlossen. Hiervon sind heute noch ein Felsblock und von der Befestigung der eisernen Gittertür eine senkrechte verrostete Eisenschiene vorhanden [5].

Erhaltungsmaßnahmen

2007 wurde die bis dahin direkt an den Baum reichende Asphaltstraße verlegt und führt seit dem in einem Bogen um die Eiche herum. Zu diesem Zweck wurde das auf der gegenüberliegende Straßenseite befindliche Fachwerkhaus abgerissen. Zusätzlich entstanden mehrere Parkplätze für die Besucher der Eiche und des Friedhofes. Auf den dabei angelegten Grünflächen wurden bereits zwei Abkömmlinge der „Tausendjährigen“ eingepflanzt. Eine dieser beiden Jungeichen musste leider aus Platzgründen zur Verlegung von Abwasserleitungen weichen, sie wurde 2017 in den Ortsteil Untschen umgesetzt und steht dort nun am Abzweig der B7 Richtung Zagkwitz, neben ihr eine Bank zum Verweilen.

2009 wurden vorallem aus Gründen der Verkehrssicherheit auf der Nord-Westlichen Stammseite zwei Stahlstützen und in Richtung Pfarrgarten eine Seilverspannung angebracht. Dies soll ein Umfallen der Eiche auf die vorbeiführende Straße verhindern. Weiterhin wurden neue Stahlbänder um den Stamm gelegt.

Aufgrund der Gutachten in 2014 wurden erneute Sicherungsmaßnahmen zur weiteren Gewährleistung der Verkehrssicherheit notwendig. Relativ schnell wurde ein neuer (höherer Zaun) errichtet, um ein Betreten der Fläche unter der Eiche und des hohlen Stammes zu verhindern. Die geforderten Stützmaßnahmen konnten erst 2019 umgesetzt werden. Diese Verzögerung war in umfangreichen Planungs- und Untersuchungsarbeiten durch Baumspezialisten sowie der komplizierten Beantragung von Fördermitteln begründet. Das neue Stützsystem erfolgt über zwei senkrechte Stützen indirekt durch Seilabspannungen von oben und ist somit zukunftsfähig, da bei Notwendigkeit weitere Seile angebracht werden können. Dies macht weitere Stützen überflüssig. Das Stützsystem aus dem Jahr 2009 und die damaligen Abspannungen konnten dennoch nicht entfernt werden, da die davon ausgehenden Auswirkungen nicht vorhersehbar sind.

(Quellen: [1] http://www.noebdenitz.de/dorfgeschichte/daten/eiche.htm abgerufen am 08.06.2014
[2] Chronik von Nöbdenitz, 1. Teil von 1143 bis 1897, Marlis Geidner-Girod
[3] http://de.wikipedia.org/wiki/Grabeiche abgerufen am 08.06.2014
[4] http://www.noebdenitz.de/dorfgeschichte/daten/grab.htm abgerufen am 08.06.2014
[5] http://www.arboristik.de/noebdenitz.htm abgerufen am 20.05.2014
[6] Museum Burg Posterstein // Blog abgerufen am 18.06.2014 )

Wirklich 1000 Jahre alt?

Wie alt unsere Eiche wirklich ist, lässt sich natürlich nicht bestimmen. Das Zählen von Jahresringen ist aufgrund des hohlen Stammes unmöglich.

Das Höchstalter für Stieleichen wird sehr unterschiedlich angegeben (siehe Botanik).

Manch älterer Dorfbewohner sagt sie wäre mindestens 1050 oder gar 1070 Jahre alt, weil die Eiche bereits in ihrer Kindheit „Tausendjährige“ hieß und sie ja jetzt entsprechend älter sein müsste.

Bekannt ist nur, dass sie bereits 1598 im Kirchenbuch als hohler Eichenbaum aus heidnischer Zeit bezeichnet wurde [1].

Aber wie schrieb Reinhard Conrad:

„Vielleicht sollte man den Schleier des Geheimnisvollen, des Mystischen nicht lüften. Unsere Gedankenwelt wäre um vieles ärmer, wenn für Legenden und Sagen kein Raum mehr wäre, und Phantasie zumindestens hinsichtlich der Generationen verbindenden Baumgiganten nicht mehr benötigt würde.“ [2]

(Quellen: [1] http://www.noebdenitz.de/dorfgeschichte/daten/eiche.htm abgerufen am 08.06.2014
[2] http://www.arboristik.de/noebdenitz.htm abgerufen am 20.05.2014)

Botanik

Unsere Eiche ist eine Stieleiche, lat. Quercus robur. Als Eiche (Gattung) gehört zur Familie der Buchengewächse. Die Früchte (Eicheln) sitzen an bis zu 4 Zentimeter langen Stielen (daher der Name).

Synonyme sind Sommereiche oder Deutsche Eiche. Die Stieleiche war der Baum des Jahres 1989. Sie ist die in Mitteleuropa am weitesten verbreitete Eichenart.

Stieleichen können bis zu 40 Meter hoch werden, dabei sind sie äußerst sturmfest. Erst im Alter von ca. 60 Jahren bilden diese Bäume keimfähige Eicheln aus.

Erdgeschichtlich wurden sie durch Fossilien bereits vor 12 Millionen Jahren nachgewiesen.

Stieleichen sind anfällig gegen den Befall durch Eichensplintkäfer und Eichenwickler sowie Mehltau.
Das maximal erreichbare Alter wird höchst unterschiedlich zwischen 500 und 1400 Jahren angegeben.

(Quellen: http://www.baumkunde.de/Quercus_robur/ abgerufen am 02.06.2014
http://de.wikipedia.org/wiki/Stieleiche abgerufen am 02.06.2014)